Hainsacker, nahe Regensburg – Franziskanischer Besinnungsweg
Standort Hainsacker ist ein Ortsteil des Marktes Lappersdorf bei Regensburg
⇚ 📄 BeschreibungBeschreibung
In der Pfarrei Hainsacker entstand auf der Grundlage franziskanischer Legenden ein Besinnungsweg. Künstler unterschiedlichen Handwerks gestalteten dafür Objekte aus dem Leben des Hl. Franz von Assisi.
Beim Gehen dieses Weges, der aus zwei Rundwegen in den reizvollen Fluren und Wäldern rund um den Ort Hainsacker besteht, lernt man anhand von eindrucksvollen Holzskulpturen- und Projekten die Lebensgeschichte des Hl. Franziskus kennen und erfährt besinnliche Impulse für den eigenen Lebensweg. Am Samstag, 9. Juli 2005 wurde der Besinnungsweg durch Hwst. Herr Diözesanbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller im Rahmen einer Andacht eingeweiht. Der Startpunkt des Weges befindet sich an der barocken Pfarrkirche "St. Ägidius" Hainsacker.
Das Begleitbuch zum Besinnungsweg ist im Pfarrbüro im Pfarrhaus oder am Schriftenstand in der Kirche erhältlich.
Initiativgruppe Franziskuswege zum Sonnengesang 20. – 22. Mai 2019
Wegbegehung
Allwöchentlich findet dienstags um acht Uhr dreißig eine Anbetung in der schönen Barockpfarrkirche Hainsacker statt. Heute gestaltet von unserer Franziskanerschwester Susanne. Unterstützt durch wunderbares Orgelspiel von unserer Loni Jaksche. Ein nieseliger Dienstagmorgen, an dem sich zirka dreißig Menschen einfanden! Ohne von uns zu wissen! Die anschließende Messfeier mit Pfarrer Lettner, Lesung Schwester Susanne, Orgel Loni Jaksche, die an dieser alten, wohlklingenden Orgel eine wahre Freude hatte, war ein wohltuender Einstieg in den Tag. Das empfanden wohl auch alle, die zu diesem Gottesdienst gekommen waren.
Der Besinnungsweg „Große Schwaighauser Runde“ beginnt an der Pfarrkirche. Er steht unter dem Motto: „Franziskus – ein eucharistischer Heiliger“. Hans Greber wird uns führen. Und: Herr Dollinger, BM i. R. wird unsere nicht wanderfähigen Frauen um Schwester Susanne mit dem Auto begleiten. Der Regen hat nahezu aufgehört!
Beim dritten Feldkreuz entlang des Weges ent-schließen sich die Frauen auf die Fahrdienste von Herrn Dollinger zu verzichten und das Teilstück bis Schwaighausen mit zu wandern.
Im Wald treffen wir auf das erste künstlerisch gestaltete Objekt. Groß. Holzgezimmert, teils Motorsägenkunst. Franziskus der Playboy von Assisi. Eine Person liegend auf dem Essenstisch und an der Stirnseite Franziskus, der den Ton angibt.Ein verwöhnter Teenager mit wohlhabenden Eltern.
Vater Tuchhändler und Frankreichfan. Hier beginnen die ersten Überlieferungen über den späteren Christusnachfolger und Heiligen. Wir sind beeindruckt, eine originelle, ungewöhnliche Darstellung.
Hier, wie an allen Stationen lesen wir Texte, Gebete oder Meditationen aus dem Begleitbuch zum Besinnungsweg.
Dann geht es weiter, einen schmalen Pfad durch den Wald, den sogenannten „Schwaighauser Kirchenweg“. Bald treffen wir wieder auf die gut befestigte Fahrstraße durch den Forst. Es geht kaum merklich bergab.
Wir kamen an einem steinernen Feldkreuz vorbei, der gekreuzigte Jesus mit weit ausgebreiteten Armen, halb aufwärts gerichtet, ist in den Stein eingeritzt.
Die nächste Station auf unseren Weg ist Franziskus – der Christus-Ritter. Wieder ein Holzmonument zirka zweieinhalb Meter hoch und zwei Meter breit. Ein Mensch mit Schwert und Speer – und Sargdeckel, der sich ihm stehend schräg entgegenneigt. Das Leben eines Ritters, eines Soldaten, kann kurz sein. Der Tod ist in seinem „Handwerk“ immer in unmittelbarer Nähe. Und da entfaltet sich der Widerspruch – mit Waffen den Frieden erkämpfen? Oder franziskanisch gedacht: Für wen lohnt es sich wirklich, sein Leben einzusetzen.
Zehn Minuten später die nächste Begegnung: Ein Mensch in halb nach vorn gebückter Haltung, zerschnitten von drei beinahe sargdeckelähnlichen, aufrecht stehenden Brettern, oder aber der Mensch durchdringt sie, Kopf und Hände ragen nur wenig aus dem dritten Brett heraus – die Hände dem entgegengestreckt, der sich diesem Menschen nähert. Die Begegnung mit dem Aussätzigen. Ein Wendepunkt in Franziskus Leben. Erst wendet er sich von ihm ab – wie wohl jeder von uns dies tun würde, doch dann trifft er eine Entscheidung: eine Entscheidung für die Kranken und Armen. Es begann mit einem Kuss…
Ein Feldrain mit Hecken begleitet uns, zur anderen Seite das freie Feld. Feldlerchen trillern. Wir nähern uns der Schwaighauser Kapelle. Ein ehemaliger Kartoffelkeller, ebenerdig an den Hang gebaut, wurde zu einer schönen franziskanischen Naturkapelle umgestaltet. Schlicht, aber eine großartige Leistung. Da steckt franziskanisches Herzblut drin. Zumal am hölzernen Turmgerüst die Worte eingraviert sind: Ich habe Dir eine Tür geöffnet, die niemand schließen kann“, Off. 3,8). Unwillkürlich schaue ich auf die andere Seite des Brettes – und tatsächlich da sind auch die Worte „Ich bin die Auferstehung und das Leben“, (Joh. 11,25)
Mittlerweile kam Frau Auburger bezüglich der Mittagsspeisung zu uns. In ihrer ruhigen Art erzählte sie „Ja, das haben wir von Sand in Taufers übernommen. Wir waren auf der Rückfahrt von Rom noch in Sand in Taufers“.
Lieber Leo Munter, wenn Du das sehen könntest, es würde Dich freuen!
Das Bodenmosaik stellt das Meditationsrad „Aus der Mitte leben“ des Hl. Nikolaus von Flüe dar.
Auch das kein Zufall. Den mittigen grauen Stein hat haben die Auburgers aus dem Bach bei Flüeli-Ranft geholt, die sechs rötlichen Natursteine sind aus Assisi. Der urige große Gastraum unweit der Kapelle bietet Platz für große Gruppen, es war einstmals der Pferdestall. Teile der Backstein – und Natursteinmauern gehen viele Jahrhunderte zurück. Bei guten Gesprächen über Rom und Assisi gibt es eine kräftige Kartoffelsuppe mit Würstchen, anschließend einen Kaffee mit Rhabarberkuchen.
Abschließend zeigt uns Herr Auburger noch seine Produktionsstätte – er stellt hochwertiges Rapsöl her, das in Flaschen abgefüllt an große Discounter geliefert wird. Mit herzlichem Dank verabschieden wir uns.
Vorbei an zwei mächtigen Eichen auf freier Flur, auf einem Wiesenweg zwischen Roggen-und Rapsfeldern erreichen wir den entblößten Franziskus, nackt auf einer Bank liegend mit dem Gesicht nach unten, die Arme ausgestreckt dem Kreuz Christi entgegen, das ausgesägt aus dem stehenden Brett, das eine Bischofsmitra darstellt. Franziskus, der alles Irdische ablegt, auch die Verbindung zum Vater, um nur noch dem himmlischen Vater zu dienen.
Wieder im Wald treffen wir auf zwei starke, wie zusammen gefaltete Bretter, die Buchseiten darstellen – das eine lässt sich jedoch öffnen, drinnen ist ein Hohlraum, gleich einem Safe, in dem sich eine Bibel befindet. Der Bezug für Franziskus zum Evangelium. Für ihn die alles entscheidende Botschaft, die sein Leben verändert hatte.
Weiter führt unsere Wanderung durch die sogenannte Faulwiese, eine zirka einen Kilometer weite, runde Lichtung, alles Getreidefelder. Der Wiesenpfad führt uns leicht abwärts zum Zentrum der Senke. Hier erinnert eine Feuerstelle an die brennende Liebe die Klara für Christus empfunden hatte. Die Lichtung wieder ansteigend durchschritten finden zwei Sträucher und einen Rosenstrauch, der an das Rosenwunder von Franz und Klara erinnert. Auch hier lesen wir Texte, hören eine Meditation.
Ein riesiges, offenes Gebiss im Wald führt uns die Angst der Menschen vor dem Wolf vor. Und die unerschütterliche Überzeugung des Franziskus, den bösen Wolf von Gubbio mit mahnenden Worten zu besänftigen. (Wir würden heute wohl eher von heiliger Einfalt sprechen).
Auf den Brettern einer waagrecht montierten Gebetsmühle vor einer schönen Waldlichtung können wir die Texte des Sonnengesangs, eingekerbt, ablesen. Im Weitergehen finden wir einzelne stehende Bretter mit dem jeweiligen Vers aus dem Sonnengesang, wie z. B. den Bruder Tod.
Schließlich streben wir nun der Anhöhe entgegen. Von weitem sehen wir das mächtige Holzkreuz dort zwischen den Fluren, von einem einzigen Baum flankiert. Das Kreuz ist wie ein Rahmen gearbeitet. Die dicken nachgedunkelten Eichenbretter markieren das Kreuz weithin sichtbar.
Zugleich zeichnet sich durch den entstehenden Zwischenraum einfasst, kreuzförmig ein Stück Himmel ab.
In seiner umschließenden Form sind Nägel erkennbar. Nägel, welche die Wundmale bei Jesus hervorgerufen haben. Wundmale, die auch Franziskus zugeschrieben werden. Durch das Zentrum des Kreuzes blickend, sind in weiter Ferne die Doppeltürme des Regensburger Domes zu sehen.
Mit einer Überfülle von Eindrücken in Verbindung zum Heiligen Franziskus kehren wir zurück nach Hainsacker.
Mittwoch, 22. Mai
Pfarrer Lettner schließt sich unserer zweiten Tour auf dem Hainsacker Besinnungsweg an, geführt wieder von von Hans Greber. Es ist der Rundweg über die Aschacher Kapelle.
Noch in Ortsnähe treffen wir auf ein Gebilde aus kurzgesägten Holzbalken, lose miteinander verbunden durch starke Eisendrähte. Erst bei näherem Betrachten kann man das Gebilde als ein Herz darin erkennen. Jedes Balkenstück steht für einen Begriff, der mit Herz zu tun hat. Herzblut, herzzerreißend und so weiter. Natürlich die Liebe. Die Liebe zu Gott wie auch zu den Menschen. Barmherzigkeit war ein geflügeltes Wort für Franziskus.
Das Gegenstück zur Barmherzigkeit ist der Schmerz. Beides gehört zusammen. Es gibt viel Schmerz in der Welt, aber wenig Barmherzig-keit. Oder ist es, weil die Barmherzigkeit fast immer im Stillen wirkt?
Diese Herzdarstellung ist für mich auf diesem Weg die vielleicht stärkste Deutung auf Franziskus. Sie umfasst den Mann aus Assisi in seiner Ganzheit.
Der Wald nimmt uns wieder auf, führt uns auf schmalem Pfad – zu einem Wurm aus Schmiedekunst, der sich über den Pfad schlängelt. Man kann über ihn stolpern. Auch hier wird die Liebe des Franziskus zu allen Geschöpfen deutlich. Schließlich erreichen wir die Aschacher Kapelle. Sie wurde im Jahre 1238 in einem Schutzbrief von Papst Gregor IX erstmals erwähnt. Geweiht dem heiligen Wenzeslaus. Der aktuelle Bauzustand mit steilem Satteldach geht auf Baumaßnahmen aus den Jahren 1473/74 zurück. Ein Saalbau mit eingezogenem Chor. Hier halten wir in aller Stille Andacht.
Hans führte unsere kleine Wander- und Pilgergruppen schließlich weiter. Eine Schwalbengruppe in den Tannen, ebenfalls Schmiedekunst und ein Steinbildnis des Franziskus mit Mantel und Lämmlein waren die nächsten Objekte. Auf schmalem feuchtem Waldpfad erreichten wir eine originelle Brücke über einen tiefen Graben, in dem Wasser floss. Musik ist das Thema. Genauer die Musik des Waldes und der Vögel. Das Geländer der Holzbrücke besteht aus Rundeisenstäben, welche Notenzeilen darstellen. In ihnen Steinkugeln als Noten. Das vielfältige Vogelgezwitscher, Trillern, Rufen und Singen umhüllt uns.
Wieder unterwegs finden wir eine originelle Riesengrille im hohen Gras – aus verschiedenen Metallteilen zusammengeschweißt. Am Waldrand hingegen mehrere große Waldameisenhügel in Natura. Etwas abseits des Wiesenweges sehen wir zwei gläserne Tafeln. Es ist die Station „pace e bene“. Frieden und Heil. Der Friedensgruß des Hl. Franziskus. In der einen Glasplatte ist eine Taube als Friedenssymbol dargestellt. Ein Ort der Stille und des Friedens. Und doch bietet das weite flach ansteigende Feld hinter den beiden Glasplatten gleich der Erdkrümmung einen Blick ins Unendliche.
Beide Besinnungswege sind als Gesamtkonzeption entstanden unter Pfarrer Roman Gerl. Sein Hauptaugenmerk war Franziskus, ein eucharistischer Heiliger. Um Ihn, um seine Leben und Wirken, seine Streben als Christusnachfolger. Darauf sind die Begleitobjekte künstlerisch gestaltet und abgestimmt. Der Sonnengesang fließt als Teil des Ganzen hierbei mit ein. Die Kunstobjekte sind das Eine, sie unterstützen und bezeugen in ihrer Art Szenen aus dem Leben und Denken des Heiligen Franziskus. Von entscheidender Bedeutung zu diesem Besinnungsweg ist das schön gestaltete Begleitbuch. Hier finden sich Informationen, Besinnungstexte, Lieder und Gebete, liebevoll ausgewählt zu den jeweiligen Situationen. Zusammen mit diesem Begleitheft sind es nicht nur herrliche Wege in der Natur, die man gerne wieder einmal gehen möchte, sondern tiefgreifende Zeugnisse zum heiligen Franz von Assisi.
Mit dem gemeinsamen Mittagessen beschlossen wir das Treffen in der Gewissheit, neue Freunde und Gleichgesinnte gewonnen zu haben.
Hainsacker / Ottenbach den 29. Mai 2019
Karl Schönweiler
https://www.pfarrei-hainsacker.de/bweg/
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Anfahrt:
Von Berlin, Leipzig: A93 bis Regenstauf fahren, auf A93 Ausfahrt 37-Regenstauf
von Nürnberg: A6 und A3 bis Beratzhausen folgen, auf A3 Ausfahrt 95-Beratzhausen nehmen
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