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Franziskusweg Ottenbach Sonnengesang des Franziskus Karl Schönweiler

Station 4 – Wind und Wetter

Wenn man aus dem Waldschatten tritt und über den kurzen Wiesenpfad wandert, sieht man den Höhenzug vor sich. Ein steiler Feldweg führt hinauf zum Waldrand am Rehgebirge.

Aufstieg zu Station Wind,
Weg A und Abzweig zu Station Wind B (rechts abwärts).

Manchmal geht es einem wie Franziskus damals, dass man das eigentliche Ziel noch gar nicht erkennen kann, doch gibt das, was man zunächst vor Augen hat, die Richtung vor. Es ist wie der Anstieg auf einen Berg. Wenn man seine Spitze erreicht hat, zeigt sich dahinter ein viel höherer Berg, der uns wieder Demut lehrt gegenüber der Schöpfung.


In luftiger Höhe – bei „Wind und Wetter“ – Der Weg A

Der steile Weg hinauf zum Waldrand am Rehgebirge verlangt einige Mühe ab, die jedoch oben mit einem Panoramablick belohnt wird. Vom nahen Rechberg mit Burgruine und der Wallfahrtskirche, schwenkt unser Blick entlang des Aasrückens zum Hohenstaufen. Der alte Zeugenberg mit dem Bergdorf und den beiden Kirchtürmen steht im Bildmittelpunkt. Das Ottenbacher Tal bildet ein beinahe geschlossenes Becken, eine „grüne Schale“. Die vielen Einzelgehöfte, weit verstreut, inmitten von Feldern, Wiesen und Wäldern, eingesäumt von Bachläufen und Heckenrainen, gaben ihm den Beinamen „Göppinger Allgäu“. Blicken wir von hier oben nach Süden, sehen wir über das Voralbland hinweg bis zur Burg Teck und dem Hohen Neuffen.

Der Blick nach Süden

Der beschwerliche Aufstieg lässt Atem wahrnehmen, den Brustkorb weiten, spüren wie die Lunge den ganzen Körper mit Atemluft versorgt. Der Puls, ein leises Klopfen, die Spannung in den Beinmuskeln. Für einen Moment tief durchatmen und den ganzen Körper wahrnehmen. Horchen auf den Klang des Windspiels, das Geräusch des Windes, sein Spiel mit den Fähnchen. Kein Vogel könnte am Himmel schweben, würde ihn diese Luft nicht tragen. Hier oben, in der schönen Landschaft, fühlt sich der Mensch näher an den Wolken, nahe dem Wind, näher dem Bussard, der seine Kreise zieht. Der Wind nimmt Düfte und Klänge mit. Trägt er auch Gedanken mit um die Welt – und bringt er andere, neue Gedanken zurück?

Gebetsfahnen
Gebetsfahnen

Gebetsfahnen sind im Buddhismus übliche Fahnen in meist kleiner rechteckiger Form. Sie werden von den Gläubigen bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind ausgesetzt, damit nach ihrer Überzeugung die Gebete dem Himmel zugetragen werden. Sie haben in der Regel die Farben blau, weiß, rot, grün und gelb.

Die Anzahl fünf spielt im tibetischen Buddhismus eine zentrale Rolle und verkörpert die vier Himmelsrichtungen sowie das Zentrum. Die Farbe blau steht für den Himmel, weiß für die Wolken und die Reinheit, rot für das Feuerelement, grün für das Wasserelement und gelb für das Erdelement. Oft sind die Gebetsfahnen mit dem traditionell tibetischen Mantra "Om mani padme hum" bedruckt. Dieses soll für das Glück aller fühlenden Wesen mit dem Wind in die Welt hinausgetragen werden.


4. Vers: Wind und Wetter

Gelobt seist du, mein Herr,
für den Bruder Wind,
für Luft und Wolken,
für heiteres und jegliches Wetter,
durch das Du Deine Geschöpfe
am Leben erhältst.

Windharfe

Windharfe – der Weg B

Zwei massive Stahlplatten symbolisieren den festen Grund, die in sich gefestigte Kraft, die alles trägt. Sie verweist auf die Grundhaltung des Menschen. Die Beweglichkeit der Stahllamellen deuten auf die notwendige Flexibilität des Menschen, bezogen auf Zeit und Raum.

Alles ist mit Allem verbunden – alles beeinflusst alles. Wir sind Teil eines komplexen wechselwirkenden Ganzen. Jede Veränderung bewirkt eine Gegenreaktion. Es sind Kräfte am Wirken, manche kaum sichtbar oder spürbar. Wir sehen oft nur was diese Kräfte nach außen bewirken, nicht im Inneren. Und wir erkennen oft nicht, wodurch diese Kräfte wirken.

Die Federstahllamellen biegen sich im Wind zu variablen Mustern, sie schaukeln dabei wie die Halme eines Getreidefeldes. Bleibt der Wind still – aber der Betrachter bewegt sich, entstehen ebenfalls Wechselwirkungen. Die Veränderung wird durch den Wind verstärkt, dabei wird die Sonne von dem glänzenden Metall reflektiert und es entsteht ein unterschiedlicher Klang.

Auf Franziskus bezogen: Eine Veränderung vom Lebemenschen zum Christusnachfolger erforderte große, innere Kräfte. Aus der festen Kraft Gottes, dem Urgrund, begann Franziskus die Schöpfung und ihre Geschöpfe wahrzunehmen, anzuerkennen und entsprechend zu handeln.